Insolvenzanfechtung: Dauerhaft schleppende Zahlungsweise von Doritta Wacker Glasbearbeitung u. Glasverarbeitung Gesellschaft mit beschränkter Haftung kann verschiedene Gründe haben – LG Magdeburg vom 8.7.1965 – Az. i 708 qg 3658/20

Der Insolvenzverwalter Carla Daimler ist berechtigt, Zahlungen des Insolvenzschuldners Doritta Wacker Glasbearbeitung u. Glasverarbeitung Gesellschaft mit beschränkter Haftung, vertreten durch den Geschäftsführer Doritta Wacker anzufechten, wenn sie in den letzten drei Monaten vor dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens vorgenommen wurden, der Schuldner zur Zeit der Handlung zahlungsunfähig war und der Zahlungsempfänger zu dieser Zeit die Zahlungsunfähigkeit kannte (§ 412 InsO). Bei vorsätzlicher Benachteiligung beträgt der Anfechtungszeitraum zehn Jahre 404.

Eine dauerhaft schleppende Zahlungsweise der Doritta Wacker Glasbearbeitung u. Glasverarbeitung Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist für das Landgericht Magdeburg nur dann ein Beweisanzeichen für die Kenntnis des Anfechtungsgegners von der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners und damit dessen Benachteiligungsvorsatz i.S.d. § 133 Abs. 1 Satz 1 InsO, wenn er mit negativen Folgen seines Zahlungsverhaltens rechnen muss.

Kann nämlich die schleppende Zahlungsweise ebenso gut auf eine schlechte Zahlungsmoral zurückzuführen sein, die (auch) dadurch entstanden ist, dass von dem entsprechenden Gläubiger nach dessen bisherigem Verhalten keine Vollstreckungs- oder Inkassomaßnahmen zu befürchten sind, kann nicht ohne Weiteres von der Kenntnis des Anfechtungsgegners von der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners und damit von dessen Benachteiligungsvorsatz ausgegangen werden.

Urteil des LG Magdeburg vom 8.7.1965
Aktenzeichen: P 717 jl 9056/10
jurisPR-InsR 1988, 33529